Zweitausendzehn war für mich aus sportlicher Sicht das bisher herausfordernste Jahr. Warum? Ich bin meine erste richtige Langstrecke gefahren: von Dresden auf das Stilfser Joch. Während der Vorbereitungen die bereits im Herbst zweitausendneun begannen, habe ich immer wieder mit dem Gedanken gespielt, begleitend einen Blog zu schreiben. Zeitmangel und allgemeine Faulheit hatten dies konsequent zu verhindern gewusst, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, daß dies ein einmaliges Unterfangen werden sollte. Wie immer kommt esaber ganz anders und zweitausendelf werde ich wieder an der Elbspitze teilnehmen!

Hier werde ich also alles was einen Einfluss auf mein Leben auf zwei Räder hat dokumentieren, mit besonderem Augenmerk auf qualitativ hochwertigem und technisch innovativem Material. Mit etwas Glück gelingt es mir sogar meine Passionen Langstrecke und Leistungssport zu vermitteln!

17.6.11

Klínovec

Wenn auch höchst ambitioniert musste ich mich dank mächtig schwerer Haxxen bereits am Pfingstsonntag von mein Vorhaben verabschieden teilweise durch die Nacht zum Keilberg zu reiten. Statt dessen ging es Pfingstmontag um 05:00 los gen Nord-Osten. Die Beine waren noch immer nicht sonderlich locker, aber was will man machen? Gefahren werden muss das Ding so oder so ... reichlich zäh ging es über den Ochsenkopf und die 303 zum ersten mal aus freien Stücken nach Tschechien. Dank entsprechender Berichte über den Nordwesten der Tschechien habe ich mich auf das Schlimmste vom Schlimmen eingestellt: Schlaglöcher in denen ganze Autos verschwunden sein sollen, frei laufende Hunde die nichts anderes als durch trainierte Rennradlerwaden im Sinn haben und Wellblechbehausungen die die Straßen säumen ...

Was soll ich sagen? In und um Cesenatico sieht es was die Straßen und Bausubstanz der Häuser angeht nicht besser aus! Und Hunde? Habe ich zwei hinter Meter hohen Zäunen gehört, mehr nicht!! Viel erschreckender hingegen meine Erlebnisse mit den eingeborenen Autofahrern. Unbedarft drehe ich auf einer gut einsehbaren und ausgebauten Straße zwecks ausloten der Rückwärtigen Gefahrenquellen um. Sitzt mir doch tatsächlich ein SUV im Nacken!? Naja, nichts besonderes also schön nach rechts auf die Fahrbahnmarkierung gezogen - nichts! Blick nach hinten: immer noch im Nacken! Also langsam wirds peinlich ... also das Gefährt per Handzeichen genötigt mich doch endlich zu überholen! Und dann? Gefühlte zwanzig Meter Sicherheitsabstand plus bedanken via Warnblinker - und das von einem SUV?!?? Sollte sicher nur 'ne Verarsche sein ...



Lange Rede kurzer Sinn: zwar wenig repräsentativ, aber aus meiner ersten Radfahrersicht gibt es nur Positives über den Nord-Westen der Tschechien zu berichten ... dass ich nicht schon früher ein Ritt in den fernen Osten gewagt habe ist regelrecht beschämend!

Also weiter im Text ... die paar Meter auf teilweise sehr schönen kleinen Straßen durch Tschechien gingen irgendwie viel zu schnell vorüber und schon war ich in Jachimov. Als erstes ging es durch einen Kreisverkehr in dem mir natürlich ein deutscher Rentner im viel zu fetten BMW - regelwidrig (für die die sich dessen ebenfalls nicht bewusst sind) - entgegen kam! Trotz unangenehmer Steigung konnte ich mir bis zum Ortsende das Grinsen nicht mehr verkneifen. Zwei Serpentinen nach Jachimov beziehungsweise der ersten Hälfte ist der Anstieg eigentlich auch schon wieder vorbei. zumindest ist der Rest wohl eher Kategorie Rollerberg!? Den Rest geht es dann irgendwie auch noch rauf und nach insgesamt ~750 Höhenmetern ist man bereits oben! Hinter dem baufälligen Türmchen befindet sich dann die Sportgaststätte in der geknödelt werden darf! Letztere sind leider nicht die erhofften Böhmischen Knödel gewesen. Vielmehr sahen mir die Dinger nach einer handelsüblichen Dampfnudel aus?! Hilft ja alles nichts, also zwei mal Gulasch mit Knödel rein, schnell die 10000km Jahresmarke mit nem Pivot begangen und abwärts Richtung Fichtelberg.


Statt auf dem Höhenzug zu bleiben, einfach schnell die Grenze zu überqueren und mit nur zweihundert Höhenmetern auf die Schnelle den Fichtelberg abzuhaken ging es - auf tschechischer Seite - die Abfahrt bis nach Bärenstein um auf deutscher Seite wenigstens fünfhundert Höhenmeter bis zum Gipfel des Fichtelbergs zu erklimmen. Blöder Weise war der zweite Teller Gulasch selbst nach der Abfahrt noch nicht in Treibstoff umgewandelt. Die ohnehin schon ungeschmeidige Auffahrt dank übermäßigem Verkehr wurde dadurch nicht besser. Irgendwann trotzdem oben angekommen überkam mich eine böse Vorahnung:


... die folgenden zweihundert Kilometer könnten etwas feucht werden?!

Die Abfahrt vom Fichtelberg nach Breitenbrunn ist auf jeden Fall die deutlich schönere Strecke und der Fichtelberg muss auf jeden Fall noch einmal von dieser Seite unter die Räder genommen werden! Auf meinem Weg durch das scheiß Erzgebirge - nein, eigentlich gefällt es mir ja hier - wurde mir überaus unerfreulich vor Augen geführt, dass die verdammten Knödel überhaupt nichts taugen! Leider merkt man so etwas immer erst wenn es eigentlich schon zu spät ist... nach massiven Kohlenhydrateinlagerungen blieb vom Gulaschknödel nur noch ein fader Knoblauchnachgeschmack übrig und es konnte allen Vorahnungen zum trotz weiter gen Heimat gerollt werden.

Dann hätte ja eigentlich alles gut sein können? Hätte! Wie immer muss gegen Ende wieder mal der Edge das zicken anfangen! Nachdem die Lusche keine 400km aushält hatte ich schon extra einen externen Akku dabei  und mich auf der sicheren Seite gewähnt. Falscher Fehler ... trotz allem hängt er sich wieder auf und die Trainingseinheit wurde abermals fehlerhaft abgespeichert. Wie ich mittlerweile herausgefunden habe leider ein überaus häufig auftretendes Problem seit dem Garmin auf das binäre fit-Dateiformat von ANT+ setzt ... Kackvögel! Naja, kurz vor Bad Berneck sollte ich aber noch einmal die Sonne sehen dürfen, das entschädigt wenigstens ein bisschen.


Summa summarum bin ich mal wieder trockenen Fußes durch gekommen trotz so mancher Niederschlagszone in direkter Nähe. Was Solo-400 angeht hab ich aber ein wenig die Schnauze voll von der psycho-Nummer ... kurz entschlossen gibt es dieses Wochenende also doch nicht den 450er zur Wasserkuppe sondern zwei Touren irgendwo jenseits der dreihundert. Das muss dann reichen, die verbleibenden zwei Wochen vor der Elbspitze gehen eher gemütlich zu!

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